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Babelsberger bga-Symposium

Am 16.01.2007 von 14 bis 20 Uhr in der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg (HFF)

Karriere von Frauen im Medienbereich
durch berufliche Selbständigkeit

Eine Veranstaltung der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) und ihrem Regionalpartner ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) in Zusammenarbeit und dem Institut für Berufsforschung und Unternehmensplanung (IBF) und unter Mitwirkung der Medienboard Berlin-Brandenburg für Studentinnen und Absolventinnen der Medienbranche sowie für alle am Thema Interessierte

Das Anliegen:
Der europäische Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventinnen und -absolventen ist in Bewegung:
Immer mehr Frauen mit akademischen Abschlüssen machen sich selbständig und mischen sich aktiv ins Wirtschaftsleben ein. Die Gründung einer eigenen Existenz ist nicht nur eine Alternative, sondern gleichzeitig eine besondere berufliche Chance.
Zunehmend wird die berufliche Selbständigkeit jedoch auch durch strukturelle Marktveränderungen befördert.
Welche Rahmenbedingungen gründungswillige und selbständige Frauen vorfinden, welchen Schwierigkeiten sie trotzen und welche Perspektiven sich ihnen eröffnen, ist am Beispiel der Medienbranche Thema des Symposiums.
In diesem Kontext werden die spezifischen Aspekte von Gründerinnen im Medienbereich, die Bedeutung moderner Kommunkationstechnologien für die Selbständigkeit von Frauen, die Besonderheiten der Marktentwicklung und die gesellschaftlichen und fachlichen Aspekte der Existenzgründung ebenso behandelt wie die Unterstützungsmöglichkeiten während und nach dem Studium sowie im Gründungsprozess.
Dabei steht Potsdam-Babelsberg beispielgebend als attraktiver und zukunftsorientierter Standort in der Region Berlin / Brandenburg für junge und kreative Unternehmen der Medienbranche und insbesondere für erfolgsbewusste Frauen mit der Vision „berufliche Selbständigkeit“ im Mittelpunkt.
Das Symposium richtet sich jedoch nicht nur an Studentinnen und Absolventinnen aus dem Medienbereich an bzw. von Berliner und Brandenburger Hochschulen, sondern soll allen Frauen mit entsprechender beruflicher Ausrichtung die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Selbständigkeit in Deutschland aufzeigen.

Programm:
Moderation des Symposiums: Bascha Mika, taz


Referat im Rahmen des Babelsberger bga-Symposiums
am 16.01.2007 (Es gilt das gesprochene Wort.)

Besonderheiten der Freiberuflichkeit im Medienbereich

Ich scheine die Rolle des „bad guy“ einzunehmen. Denn wenn ich Ihnen etwas über die „Besonderheiten der Freiberuflichkeit im Medienbereich“ erzählen soll, so geht es nicht, ohne den Glanz dieser Branche etwas einzustauben. Wobei ich es nicht bei den Medienberufen allein belassen möchte. Warum? Mein Name ist Adriana Rossi, ich bin heute hier in der Funktion der Vorsitzenden des ifk Interessenverein Freie Kulturberufe. Und ich bin hier, um Ihnen Ihre Illusionen zu nehmen. Nicht, weil ich ein gemeiner Mensch bin, sondern genau aus dem gegenteiligen Grund: Ich will, dass Sie sich vorsehen, vorbereitet sind. Vor allem all diejenigen, die keine Aussicht auf ein großzügiges Erbe haben, die keine Ehelichung mit einem finanziell gut gepolsterten Partner geplant oder gar schon vollzogen haben und dennoch den Sprung in die Freiberuflichkeit wagen möchten. Mit meinem Wissen um die Probleme hinter den Kulissen müsste ich Ihnen im Grunde empfehlen: Sehen Sie zu, dass Sie in einer Festanstellung unterkommen! (Wobei selbst da die Arbeitsbedingungen mitunter unzulänglich bis katastrophal sein können.)

ifk

Wie der Name schon sagt, vertritt unser vom Finanzamt als Berufsverband klassifizierter Interessenverein Freie Kulturberufe ifk neben den Freien im Medienbereich auch die aus dem der Kunst und Kultur. Im “richtigen Leben“ bin ich als Journalistin mit Schwerpunkt Public Relations, also Öffentlichkeitsarbeit, tätig. Meine ersten Schritte in diesem Beruf unternahm ich 1994. Wäre ich bei einer Tageszeitung fest angestellt, dann dürfte ich mich – inklusive des Bonus durch die Berufsjahrestaffelung – jeden Monat über ein Bruttogehalt von tariflichen 4.167 Euro freuen. Was ich jetzt stattdessen habe, erwähne ich lieber nicht – ich will Sie nicht zum Weinen bringen.
Zwar ist mir der Zustand einer Anstellung nicht ganz unbekannt– in meinem Leben habe ich es auf immerhin zweieinhalb Jahre mit einem festen Arbeitsvertrag gebracht, doch das war eigentlich mehr als genug, zumindest was mich betrifft. Insofern war ich bislang wirklich alles andere als festangestellt. Was mir auch etliche Jahre Gelegenheit gab, mich mit den Fürs und Widers der Selbständigkeit ganz persönlich auseinander zu setzen. Was ich ebenso wie ein Großteil meiner Kollegen da erlebe beziehungsweise erleben muss, brachte mich vor etwas mehr als dreieinhalb Jahren dazu, als treibende Kraft den ifk zu initiieren, zu gründen und voranzutreiben. An die Öffentlichkeit gingen wir erstmals im Juli 2004. Sprich: noch eine ganz junge Geschichte. Dennoch haben wir in dieser Zeit bereits eine Versicherung gefunden, die für uns ein spezielles Paket im Rechtsschutz geschnürt hat. – Für diejenigen, die es nicht wissen: Freiberufler, und ganz besonders die aus dem Kunst-, Kultur- und Medienbereich, stehen bei den Versicherern auf dem Index. – Des weiteren sind wir seit 1. Januar letzten Jahres Mitglied im Bundesverband der Freien Berufe (BFB). Wir haben einen großen Infoverteiler aufgebaut, stehen im Informationsaustausch mit staatlichen, wirtschaftlichen und berufsspezifischen Einrichtungen und Initiativen. Wir waren also schon sehr fleißig in dieser Zeit. Und das, obwohl wir den ifk „nur nebenbei“ betreiben. Wir haben weder Hauptamtliche noch erhalten wir – leider – irgendwelche Zuschüsse.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Was aber bringt jemanden dazu, sich freiwillig einen solchen Stress und Wust an Arbeit aufzuhalsen? Antwort: Gerade wegen dieser Besonderheiten, die uns Freien in den Kunst-, Kultur- und Medienberufen begegnen. Zweifelsohne gehören vor allem Letztere zu den abwechslungsreichsten, die man sich vorstellen kann.
Haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie viele verschiedene Tätigkeiten allein zu den Medienberufen gezählt werden? Es sind etwa 180. Die Kulturberufe insgesamt umfassen etwa 300 – wobei es da natürlich teilweise Überschneidungen gibt, beispielsweise bei den publizistischen oder den Musik-Jobs. Und auch wenn auf den ersten Blick ein Storyboarder nichts mit einem bildenden Künstler oder Solosänger verbinden kann – glauben Sie mir, auf den zweiten gibt es eine Menge kleinster gemeinsamer Nenner.
Jeden Tag bergen diese Berufe neue Herausforderungen, fordern Kreativität und Liebe zum Detail. Allerdings gehören diese Berufe auch zu den gefährdeten Arten. Nicht, weil sie vor dem Aussterben bedroht wären – um dieses Bild weiterzumalen. Im Gegenteil. Dennoch bedürfen sie eines Schutzes. Denn, sehen Sie: Eines der Probleme, mit denen wir Kultur-Freiberufler zu kämpfen haben, ist, dass – abgesehen von den diplomierten – unsere Berufsbezeichnungen nicht geschützt sind. Was das in der Praxis bedeutet, dazu komme ich später.

Die freien Berufe

Schauen wir doch erst einmal, was die Profis ausmacht. In einem Bericht, den der ehemalige Bundesminister Dr. Werner Müller am 19. Juni 2002 dem Bundeskabinett vorlegte, heißt es (Achtung: Beamten-Deutsch!): „Freie Berufe erbringen aufgrund besonderer beruflicher Qualifikationen ihre Leistungen persönlich, eigenverantwortlich und fachlich unabhängig. Ihre Berufsausübung unterliegt in der Regel spezifischen berufsrechtlichen Bindungen nach Maßgabe staatlicher Berufsordnungen. Diese Berufsordnungen werden konkretisiert durch spezifische Satzungen, die von den beteiligten Selbstverwaltungsorganen erlassen werden. Kernprofil der Freien Berufe ist ihre hohe Professionalität, Verpflichtung gegenüber dem Allgemeinwohl, strenge Selbstkontrolle und Eigenverantwortlichkeit.“ (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA), heute Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi))
Doch leider werden all diese positiven Charakteristika der Freiberufler durch die Gesellschaft bislang nur sehr differenziert wahrgenommen, vielfach kaum gewürdigt und erst recht nicht immer standesgemäß vergütet. Während zum Beispiel Rechtsanwälte, Steuerberater und Ärzte staatlicherseits durch gesetzlich festgeschriebene Gebührenordnungen existentiell (inzwischen muss man schon sagen einigermaßen) abgesichert werden, stehen die Vertreter der freien Kulturberufe ohne jedwede rechtliche Absicherung allein im Regen. Eigentlich völlig unverständlich, wenn man bedenkt, dass wir einen Verfassungsauftrag (Artikel 5 des Grundgesetzes [Meinungs- und Pressefreiheit; Freiheit der Kunst und der Wissenschaft]) erfüllen. Auch ist dieser Zustand vollkommen unverantwortlich, wenn man sieht, dass wir unter den Freiberuflern die größte Fraktion darstellen. In diesem Zusammenhang beachte man auch die krasse Steigerung: Vor 13 Jahren lag die statistische Zahl der in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Kultur-Freiberufler noch bei circa 60.000. 2003 waren es 160.000 (von insgesamt 760.615 Freiberuflern), 2004 schon 187.000 (von insgesamt 817.000 Freiberuflern), 2005 hatten wir 198.000 Kultur-Freiberufler, und von den zum 01.01.2006 erfassten 906.000 Freiberuflern sind 215.000 den Kulturbereichen zuzuordnen. (Quelle: Deutsches Institut für Freie Berufe (IFB) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg)

Quantität und Qualität

Doch handelt es sich hierbei nicht nur um eine quantitativ starke Gruppe. Die in den freien Kulturberufen Tätigen leisten einen wichtigen Beitrag auch für die sozialkulturelle Entwicklung des Landes. Und sie ermöglichen Unternehmen, Institutionen in staatlicher oder freier Trägerschaft sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen flexibler auf wechselnde Bedingungen zu reagieren. So heißt es beispielsweise bereits in einem Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 13. Januar 1982 in den Verfahren über die Verfassungsbeschwerden des Westdeutschen Rundfunks (WDR) Köln: „Die Rundfunkanstalten sehen in dem Institut der freien Mitarbeit eine Grundvoraussetzung der Bewältigung ihrer Aufgabe, Programmvielfalt und umfassende Information zu bieten und die Programme zugleich auf möglichst hohem Niveau zu halten.“ Die Heranziehung freier Mitarbeiter ermögliche es, in den Rundfunksendungen ein wesentlich größeres Feld politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Lebens, des Sports oder der Unterhaltung darzustellen, als ein gleichbleibender und fester Stamm von Mitarbeitern dies vermöchte. Sie ermögliche es ferner, wechselnden Bedürfnissen gerecht zu werden. Sie biete den Anstalten zugleich die Chance, auf ein größeres Potential an Fantasie, Einfallsreichtum, Fachkunde und Fähigkeiten zurückzugreifen und damit qualitativ bessere Programme anzubieten.
Man bedenke jedoch: Was hier so explizit über freie Rundfunkmitarbeiter gesagt wird, gilt in der Regel für alle Kultur-Freiberufler: Innerhalb der jeweiligen Branche stellt ein Freier – im Vergleich zu seinem fest angestellten Kollegen – meistens den motivierteren, fachkundigeren, flexibleren und moderneren Typ des Erwerbstätigen dar. Trotzdem ist seine „größere professionelle Autonomie (...) nicht wie bei Ärzten und Anwälten durch institutionalisierte Marktmonopole für die Erbringung von Dienstleistungen gesichert“, wie Prof. Dr. Karin Gottschall und Dr. Sigrid Betzelt in ihrem Beitrag „Alleindienstleister im Berufsfeld Kultur – Versuch einer erwerbssoziologischen Konzeptualisierung“ (ZeS-Arbeitspapier 18/2001) feststellen. Beide befassen sich seit einigen Jahren im Rahmen von diversen Forschungsprojekten im Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) an der Universität Bremen mit den spezifischen Problemen von Kultur-Freiberuflern.

Altersarmut und weitere Statusfragen

Ein weiterer Satz, der in dem Senatsbeschluss erwähnt wird: „Die Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigen neben unbefristet angestellten Arbeitnehmern zahlreiche ,freie Mitarbeiter', die keinen Arbeitnehmerstatus haben und dem gemäß auch nicht den arbeitsrechtlichen Kündigungsschutz genießen." (Quelle: Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 13. Januar 1982 in den Verfahren über die Verfassungsbeschwerden des Westdeutschen Rundfunks (WDR) Köln, s.o.).
Daneben gibt es jedoch noch etliche weitere Bestimmungen des Arbeitsrechts, von denen Freie nur träumen können. Vielmehr sind zahlreiche Kultur-Freiberufler beispielsweise oft genug der Willkür ihrer Auftraggeber, die sie als Kostendämpfungsfaktor für ihre Unternehmen missbrauchen, schlichtweg völlig ausgeliefert. Eine Tatsache, die dazu geführt hat, dass viele Kollegen mittlerweile am Rande des Existenzminimums (oder sogar noch darunter) leben – und damit auch ihre soziale Absicherung nicht mehr gewährleistet ist. Konkret bedeutet dies, dass schon heute circa 30 Prozent aller in der Bundesrepublik arbeitenden Kultur-Freiberufler nicht mehr über genügend finanzielle Mittel für eine Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung verfügen. Und das, obwohl sie oft über eine höhere Qualifikation verfügen und wesentlich mehr Stunden in der Woche arbeiten, als ihre fest angestellten Kollegen. (Quelle: Institut für Medienforschung und Urbanistik (IMU) – Begleitforschung für mediafon, das Beratungs- und Kooperations-Netzwerk für freiberufliche DienstleisterInnen im Medien- und Kommunikationssektor).
Nimmt man diese Aussage ernst – und sie muss im Interesse einer international wettbewerbsfähigen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland ernst genommen werden – kommt man unweigerlich nur zu einer Schlussfolgerung: Mit der gegenwärtigen Ignoranz der Politik gegenüber der zum Teil katastrophalen Finanzlage von uns Kultur-Kreiberuflern sowie der teilweise sehr blauäugigen Untätigkeit des Gesetzgebers, der Entwicklung entsprechend entgegenzusteuern, droht der Gesellschaft in absehbarer Zeit ein gravierendes soziales Problem, dessen Ausmaße in der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt sind. Denn wenn sie aus irgendeinem Grunde berufsunfähig werden, wird vielen Kultur-Freiberuflern der Gang zum Sozialamt nicht erspart bleiben. Und so ist auch eine breite Altersarmut in diesen Branchen schon jetzt vorprogrammiert.
Das ist die eine, ganz individuelle Seite. Auf der anderen droht Deutschland ein deutlicher, ja einschneidender Verlust an kultureller Kreativität, inspirativer Bildung und intellektueller Kommunikation, was im größer werdenden Europa einer babylonischen Sprachlosigkeit gleichkommen wird. Da muss man sich nicht einmal auf das „Programme for International Student Assessment“, kurz PISA, berufen. Wer wird, wenn sich diese Situation in potentieller Kontinuität verstetigt, in fünf, zehn oder zwanzig Jahren – wenn wir altersbedingt abtreten werden oder müssen – sich noch als Kultur-Freiberufler für dieses Land engagieren? Ohnehin droht schon jetzt der Verlust der Ernsthaftigkeit auf allen Ebenen der Gesellschaft, verliert Deutschland weltweit nicht nur an wissenschaftlich-technischer, sondern auch an kultureller Überzeugungskraft.

Schwarze Schafe und andere seltsame Tiere

Doch Freie kämpfen nicht nur gegen den Status als „Ein-Euro-Jobber“, den sie in den Köpfen vieler Auftraggeber inne zu haben scheinen. Der Druck, unter dem sie arbeiten, wird noch durch einen anderen Umstand verstärkt: Bei den künstlerischen und publizistischen Tätigkeiten handelt es sich „um offene Berufe ohne geschützte, zertifizierte Bezeichnungen, die mit anderen Berufsgruppen um dieselben Märkte konkurrieren. Zugang zu den Kulturberufen erhalten Absolventen verschiedenster Aus- und Weiterbildungsgänge an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen, aber auch an privatwirtschaftlich organisierten Einrichtungen, beispielsweise der Verlags- oder Designerindustrie. Weder für die Ausbildungsinhalte, noch für berufliche Qualifikationen existieren einheitliche Standards, geschweige denn gesetzliche Festlegungen (Stooß 1999)“, wie Gottschall und Betzel in ihrem Arbeitspapier weiter dokumentieren.
Das heißt, jeder, der heute beschließt, ab morgen seine Brötchen als freier Grafiker, Journalist oder was auch immer zu verdienen, kann dies tun. Leider, wie ich hinzufügen möchte. Denn diese Leute schaden uns. Beispielsweise hinsichtlich der Leistungsqualität. – Sie missbrauchen das Vertrauen unserer Kunden, und das lässt sich nur schwer wieder in Ordnung bringen. – Ein geschätzter Mitstreiter, der Sozialreferent des IDS Bundesverbandes Deutscher Schauspieler, Wolfgang Klein, unterscheidet verschiedene Abstufungen von Leistungserbringern: „Da gibt es den Profi, den Amateur, den Laien, den Dilettanten. Und es gibt den Eunuchen – der meint zu glauben, wie es geht, aber er wird es nie können.“
Auch haben diese „Kollegen“, die ganz ohne Ausbildung und nach dem Prinzip „Learning by Doing“ ins kalte Wasser springen, einen negativen Einfluss auf die Marktpreise. Die Profis müssen sich also selbst in ihrem hauseigenen Feld auch noch mit dieser ganzen Herde schwarzer Schafe um die ohnehin schon mager- und schwindsüchtigen Tantiemen streiten. Die fehlenden Zugangsbestimmungen für die Ausübung kulturberuflicher Tätigkeiten lädt ja so eine Spezies unqualifizierter „Dienstleister“ geradezu ein, sich den Auftraggebern zur Verfügung zu stellen und die Honorarforderungen der Freien, die davon leben (müssen), zu unterlaufen.
Da erscheint es fast wie Hohn, wenn angesichts dieser Gesamtsituation und des Beitrages, den „wahre" Freie an der Gesellschaft leisten, beispielsweise Schattendiskussionen über das Für und Wider von Qualitätskriterien im Journalismus angezettelt werden, dabei das Problem der Zulassungsrichtlinien oder -beschränkungen aber nicht einmal erwähnt wird. Dabei sind es doch nachgewiesenerweise gerade die Freien, die Qualität (zu eben jenen Dumpingpreisen) liefern (müssen).

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Zusammengefasst

Kultur-Freiberufler sind
• Manager in eigener Sache
• Akquisiteure
• Buchhalter
• Archivare
• Dokumentaristen
• Fahrer
• Ausbilder und Coaches
• Sekretäre
in einer Person, dazu unglaublich flexibel und kreativ – und schon allein aus all diesen Gründen einfach tolle Menschen.

Kultur-Freiberufler
• sind aufgrund ihrer Selbstständigkeit gewohnt und gezwungen, zeiteffektiv zu arbeiten – (selbst-ständig = ständig selbst) – Zeit ist für sie deshalb und nämlich das wertvollste Gut
• können sich nicht auf andere verlassen, sondern müssen selbst aktiv werden und auf die anderen zugehen
• haben keine regelmäßigen Bezüge (bei Zahlungsschwierigkeiten eines Auftraggebers gehen sie meist leer aus)
• müssen nach Auftragserfüllung oft noch um die Erledigung, sprich: Bezahlung ihrer Honoraransprüche „betteln”
• haben oft nicht das finanzielle Polster, um lange Wartezeiten auf Rechtsbeistand, mit dem beispielsweise Honorare eingefordert werden, zu überstehen – jeder Tag zählt, deshalb brauchen sie schnelle Hilfe.

Kultur-Freiberufler
• sind nur selten fähig, „Nein!” zu sagen
• beuten sich selbst aus in Sachen Arbeitszeit und -aufkommen, beispielsweise durch Vielberuflichkeit; Letzteres bestätigt auch der Geschäftsführende Justiziar des Bundesverbandes deutscher Fernsehproduzenten, Prof. Dr. Johannes Kreile: „Schauspieler fahren immer Taxi. Entweder sitzen sie rechts hinten – oder links vorne.“
• haben also horrende Arbeitszeiten im Verhältnis zu dem, was sie dann dafür in der Kasse haben
• leisten eine Vielfalt von Arbeitsaufgaben, die in keinem Verhältnis zu ihrem Stunden”lohn” stehen; nicht selten arbeiten sie für einen effektiven Satz von rund 5 Cent pro Stunde(!)
• haben kein Freizeitvolumen und können das Wort „Urlaub“ oft noch nicht einmal buchstabieren

Kultur-Freiberufler
• kennen keine gesundheitliche Absicherung oder Regenerierung ihrer Arbeitskraft
• können sich vorsorgende Gesundheitspflege wie beispielsweise Kuren nicht wirklich leisten, genauso wenig jedoch, krank zu sein

Kurz und gut: Sie haben nur sich – und damit schlichtweg den schlimmsten aller Chefs, der gegen sämtliche Bestimmungen des Arbeitsrechts verstößt. Oder, wie der Journalistenkollege und Philosoph Dr. Michael Schäf es formulierte: „Wenn ein Arbeitgeber mit einem Arbeitnehmer einen Arbeitsvertrag abschlösse, der diese Konditionen beinhielte, unter denen Freie KulturberuflerInnen arbeiten, dann würde ihn jedes Arbeitsgericht für sittenwidrig erklären.“

Kultur-Freiberufler kämpfen also nicht nur gegen
• Urheberrechtsverletzungen
• geringe Honorare
• Ignoranz seitens vieler Festangestellter, die mit einem „Neidfaktor" behaftet zu sein scheinen. Sicher, die Honorarempfehlungen sehen toll aus – auf dem Papier. Aber das ist ja bekanntlich geduldig. Abgesehen davon, dass diese Honorare in der Regel NICHT gezahlt werden, denken leider nur die wenigsten festangestellten Kollegen obendrein darüber nach, dass Freie von ihren Honoraren auch Sozialleistungen, die Büroausstattung et cetera finanzieren müssen.

Kultur-Freiberufler kämpfen auch gegen
• Organisationen
Beispielsweise beschränken sich in meiner Branche bei der Akkreditierung viele Einladungen auf Festangestellte oder auf Freie mit schriftlichen Aufträgen von Medien oder Verlagen. Damit ist für Journalisten eine freie und unabhängige Berichterstattung nicht mehr gewährleistet. Als Nebeneffekt fällt dies dann auch in den Bereich sinkende Qualität und Ethik im Journalismus.
• Behörden
Ein freischaffende Schauspieler wird nicht als „Selbständiger" eingestuft, sondern ist vielmehr „unständig beschäftigt“. – Bei uns hinter den Kulissen heißt das natürlich „unanständig beschäftigt … – Zur Erläuterung: „Unständig Beschäftigte" sind Arbeitnehmer (beziehungsweise arbeitnehmerähnliche Personen), die in keinem festen Arbeitsverhältnis stehen, sondern hauptberuflich solche Beschäftigungen ausüben, die jeweils auf weniger als eine Woche begrenzt sind. Auch ständige freie Mitarbeiter von Rundfunkanstalten sind unständig (im Sinne der Sozialversicherung) beschäftigt, wenn sie auf der Basis von Einzelhonorarverträgen mit jeweils weniger als einer Woche Vertragsdauer tätig sind. (Quelle: Wolfgang Klein)
Anderes Beispiel: Bereits erwähnter IDS-Sozialreferent brachte im vergangenen Jahr diverse Lösungsvorschläge zur sozialen Einordnung von Schauspielern in Arbeitslosengeld (ALG) I vor. Von dem Schreiben, das Wolfgang Klein daraufhin als Antwort erhielt, hat er sich bis heute nicht erholt: Bearbeitet im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Referat IIb2, von einer Dame namens Hella von Oppen, in ihrem Auftrag unterschrieben und datiert auf den 14.09.2006 von einem gewissen Matthias Rockstroh, wurde die Berufsgruppe der Schauspieler als „erwerbsfähige Hilfebedürftige“ klassifiziert. Klein hatte daraufhin sofort diesen Ausdruck in den Wettbewerb um das Unwort des Jahres geschickt.
Ein anderes Lieblingsthema unter uns: das Finanzamt. Eine Kollegin, beispielsweise, die Buchdruckkunstwerke nach Gutenberg’scher Manier fertigt, kämpfte über zwei Jahre um ihre Anerkennung als Freiberuflerin. Da sie eine Druckerei habe, sei sie gewerblich und basta, hieß es. Dass sie in ihrem Atelier über keinerlei elektrische Pressen verfügt und schon allein deshalb keine Aufträge in hohen Auflagen annehmen könnte, selbst wenn sie wollte, interessierte die Damen und Herren über lange Zeit nicht.
Liebe Menschen in den Verwaltungen: Wir können ja nachvollziehen, dass Sie dies oder jedes nicht wissen. Aber, bitte, lassen Sie uns wenigstens in Ruhe … unsere Arbeit tun – und verwickeln Sie uns nicht immer wieder in derlei unnötige Papierkriege! Auch wenn Sie es nicht verstehen, so akzeptieren Sie doch bitte zumindest, dass wir einfach in keine der vorgegebenen Schubladen passen.
Apropos „Schublade“. Ebenfalls ein schönes Thema.
Eigentlich wollten wir im Rahmen unseres Verbandes jedes Jahr ein Symposium veranstalten, möglichst in jeweils einem anderen Bundesland. Das erste hielten wir im November 2004 ab, teilfinanziert durch Mittel aus dem „Europäischen Sozialfonds (ESF) Ziel 3 Förderung von Informationsveranstaltungen zur Existenzgründung, Existenzfestigung, Betriebsübernahme und Betriebsübergabe / zur Qualifizierung in wichtigen Dienstleistungsfeldern“, die wir über das Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg erhielten. Doch schon 2005 gab es diese Unterstützung nicht mehr. Das Programm, das eigentlich mehrere Jahre hätte laufen sollen, wurde gestrichen – mit der Begründung: Die Nachfrage sei zu gering gewesen.

Medienstandort oder Provinz?

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der Probleme, mit denen sich Freie Kulturberufler Tag für Tag herumplagen. Themen, die übrigens bereits seit Jahren bekannt sind und unter den Kollegen schon mindestens genauso lange diskutiert werden.
Wenn Sie von mir eine Empfehlung haben möchten: Die wichtigste hatte ich Ihnen ja eingangs schon genannt: Festanstellung suchen!
Ansonsten: wenn ich Ihnen sage: „Gehen Sie an einen Medienstandort“, so treten Sie sich mit ihren Kollegen gegenseitig auf die Füße. Sprich: sie haben eine große Konkurrenz.
Wenn ich Ihnen sage: „Gehen Sie in aufs Land, da gäbe es noch jede Menge Arbeit, gerade in den Medienberufen“, begegnen Ihnen dort Unwissenheit und Ignoranz vermutlich an jeder Ecke.
Ausnahmen gibt es natürlich überall. Das Heavy Metal-Label „Nuclear Blast“ etwa, das weltweit zu den Top-Marken gehört und bekannte Bands wie „Stratovarius“, „Manovar“ sowie „Such A Surge“ hervorgebracht hat – Nicht-Metaller kennen sicherlich „Nightwish“ –, ist in Donzdorf angesiedelt. Dabei handelt es sich – entgegen des „-dorf“ im Namen – um eine Klein(st)stadt am Fuße der Schwäbischen Alb. Nur wenige Kilometer davon entfernt liegt Süßen. Hier wird in der Kunstgießerei Strassacker der weltweit bekannte und begehrte „BAMBI“ hergestellt.
Wer in einem dieser oder ähnlicher Betriebe als Festangestellter arbeitet, darf gerne ein Künstler sein. Der ist dann auch von der Gesellschaft anerkannt. Aber machen Sie den „Fehler“, es auf selbständiger Basis zu versuchen, und sie müssen jeden Monat erneut ums Überleben kämpfen, dann ernten Sie nur Bedauern. Oder Verständnislosigkeit. Vergangene Woche rief mich eine Grafikerin aus Oberfranken an und meinte: „Wenn ich gerade mal wieder nicht so viele Aufträge habe, sagen mir die Leute: ,Na, dann geh doch zur HUK.’ Aber es kann doch nicht jeder Coburger bei dem Versicherungsträger tätig sein, nur weil er hier in der Gegend der größte Arbeitgeber ist.“

Fazit

Wir „alten Freien" sind gewohnt, unser Schicksal – trotz aller Widrigkeiten – immer wieder in die eigenen Hände zu nehmen, auch wenn es meistens jeder für sich allein tut. Doch wie in vielen anderen Wirtschaftszweigen werden viele, heute noch Festangestellte in den Kulturberufen künftig zu uns in die Selbstständigkeit gedrängt werden. Die Gruppe der „Freelancer" wird weiter wachsen. Und damit ihre Probleme. Was also können wir in unserem bescheidenen Rahmen bewegen?
Die einzige Möglichkeit, endlich etwas Gerechtigkeit in die Welt der Freien zu bringen ist, dass sie sich selbst vertreten – und zwar geschlossen! Nun verstehen Sie, warum wir eine gemeinsame und unabhängige Interessenvertretung der Freien Kulturberufe gegründet haben.

Denn Kultur-Freiberufler
• brauchen Netze
• benötigen konkrete Ansprechpartner
• bedürfen Rückenstärkung
• brauchen Schutz
• begehren Plattformen, auf denen ihre Alltagsprobleme besprochen werden, auf denen sie sich austauschen können.

Deshalb besteht neben dem bundesweit agierenden ifk noch ein lokales Netzwerk im Landkreis Göppingen, das ebenfalls auf meine Bemühungen hin installiert wurde. In einem solch stark industriegeprägten Gebiet eine ganz besondere Herausforderung. Nach einer dreimonatigen Vorbereitungszeit fand im Juli 2005 die erste Zusammenkunft unter dem Namen „KulturFreienTreff“ (KFT) statt. Seitdem kommen wir in der Regel an jedem ersten Dienstag Abend im Monat zusammen, stehen unter anderem im Austausch mit der Initiative MedienRegion Stuttgart, einer Initiative der baden-württembergischen Wirtschaftförderung. Es ist also nicht einfach nur ein Stammtisch. Vielmehr haben sich bereits einige größere Projekte daraus ergeben, zum Beispiel der erste, Anfang Juli letzten Jahres veröffentlichte „Kultur-Almanach“, in dem alle Städte und Gemeinden des Landkreises vorgestellt werden. Des weiteren ein Seminarangebot unter dem Namen „PR-KnowHow“ und ein regionales Portfolio. In jüngster Zeit bewegen wir uns auf der Ebene der bildenden Kunst sogar international und interkontinental. So etwas kann jedoch nur funktionieren mit enorm viel Disziplin und jeder Menge ehrenamtlichen Engagements, denn außer Lob bekommen wir von Hauptamtlichen nichts.

Offenheit

Was es aber vor allem braucht ist Offenheit. In einem Rundgespräch zum Thema: „Investigativer Journalismus in Deutschland“ am 31. März 2001 meinte der Journalist Hans Leyendecker: „(…) Ich habe einige Male in Amerika die Erfahrung gemacht, dass ich mich dort sehr geniert habe, wenn die amerikanischen Kollegen über ihre Arbeit, zum Beispiel wie eine Recherche aussieht, berichteten. Ich erinnere mich dabei immer noch an eine wunderbare Kollegin aus Phoenix, Arizona. Sie hatte die Atomwaffenversuche in der Wüste Nevada recherchiert und das tatsächlich für zwei Jahre mit einem Team. Die hatte dann so einen langen Quellenkatalog und man diskutierte darüber, ob ihre Wege richtig waren und ich saß ganz klein da und dachte: ,Irgendwie muss ich mich hier schminken, wenn die Dich gleich fragen, was machst Du eigentlich?’ In der Regel sieht ja unsere Arbeit sehr viel anders aus. Die amerikanischen Kollegen haben zum Teil ganz andere Voraussetzungen. Ich bin mit der Absicht, wie auch viele andere Kollegen, hier, dass man für den recherchierenden Journalismus wirbt, der in diesem Lande durch Meinungsjournalismus und andere Dinge keine sehr große Kultur hat. Wir haben keinen sehr großen Rückhalt bei den Intendanten oder beim Verleger, das heißt wir setzen uns größeren Widerständen aus. Man muss sich zusammensetzen und die Erfahrungen, die in anderen Ländern gemacht werden, aber auch unsere eigenen Erfahrungen diskutieren. Woran mir sehr liegen würde, wäre, dass ein solcher Verein dazu beitragen könnte, dass man in einem gewissen Zeitraum einen Kongress oder etwas ähnliches organisiert, in dem Kollegen über ihre Arbeit und über die Schwierigkeiten, die dabei auftreten, reden. Wir sprechen ja im Grunde genommen nie über Handwerk. Wir reden nur darüber, ob einer gut schreiben kann. Deshalb werden wir, die sich im recherchierenden Journalismus tummeln, manchmal auch gefragt, ob wir Detektive seien. An dieser ganzen Schizophrenie merkt man eigentlich, dass wir über das, was wir in Ansätzen in Sachen Recherche machen, mehr reden müssten. Diskutiert werden muss auch, unter welchen Voraussetzungen zum Beispiel Fernsehleute mit Printleuten zusammenarbeiten und welche Geschichte dabei herauskommt, die vielleicht ohne diese Kooperation nicht entstanden wäre. Der Verein müsste auch im Bereich der Ausbildung etwas machen, dazu muss sicherlich auch ein Journalistenpreis gehören, der sich vom Wächterpreis unterscheidet. Ein solcher Preis darf dann aber auch nicht denjenigen auszeichnen, der am leichtesten bei einem Anwalt die Akte gezogen und daraus eine Enthüllungsgeschichte gemacht hat, sondern man muss wirklich darauf achten, wo jemand für seine Recherche was ausgegraben hat und auch mit großer Hartnäckigkeit drangeblieben ist. Auch glaube ich, dass veröffentlichte Negativlisten sinnvoll sind, die aufzeigen, wer zum Beispiel am rigidesten war und Journalisten den Informationszugang verweigert hat. Das hat jetzt nicht nur etwas mit dem Freedom of Information Act zu tun, sondern vielmehr mit einer gewissen Solidarität der Leute, die wir brauchen. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland so ein Netzwerk, wie zum Beispiel. in Skandinavien schaffen können, wo dann der eine Journalist aus dem Süden seinen Kollegen im Norden anruft und fragt: ,Du hast doch mal an der Geschichte gearbeitet, wie kommst Du weiter?’ Wir stehen ja doch zu häufig in Konkurrenz miteinander. Aber wir können andere Dinge erreichen. Ich glaube, dass man auch schon durch symbolische Akte, wie zum Beispiel eine Negativliste, bei den Kollegen, die als Einzelkämpfer unterwegs sind, ein gewisses Gemeinschaftsgefühl schaffen kann. Man kann auch dann stärker auftreten, wenn man zu definieren versucht, was Journalismus eigentlich ist. Wenn Sie mit Chefredakteuren über Recherche diskutieren, ergibt es sich oft, dass die Chefredakteure sagen: „Ich weiß gar nicht, worüber Sie reden, wir recherchieren alle.“ Die haben das auch immer alle ganz hervorragend in ihrem Leben gemacht. Doch die meisten, so glaube ich, verstehen darunter, dass man ohne Hilfe der Sekretärin eine Telefonnummer findet. (…)“ (Tagung der Friedrich Ebert Stiftung „Recherchierender Journalismus in Deutschland“ in Simmerath-Erkensruhr, 30.-31.03.2001)

Nun, im Bereich des (investigativen) Journalismus allein haben wir es (noch) nicht versucht. Aber wir haben etwas anderes geschafft: Dass Vertreter aus den unterschiedlichsten Berufsgruppen sich kennen lernen, sich gegenseitig zuhören und Gemeinsamkeiten entdecken, auf denen man etwas aufbauen kann. Ich hoffe, dass sich diese Erkenntnis auch andernorts durchsetzt.

Adriana Rossi/Dr. Michael Schäf
(2003-2007)

 
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