Zielsetzungen
Ausgehend von unserer Situationsbeschreibung und aus all den Überlegungen
heraus sowie angesichts der allgemein schlechten wirtschaftlichen
Lage war es wohl nie dringender und notwendiger, ein “warmes
Zuhause” für uns Freie Kulturberufler zu schaffen. Dabei
ist es gar nicht notwendig, das Rad neu zu erfinden - lernen wir
doch ganz einfach aus der Geschichte und aus den aktuellen Gegebenheiten.
Fakt ist:
Es wird immer mehr Freie geben - und sie haben keine Lobby!
Könnten wir uns also ebenso organisieren, wie die anderen Freien
Berufe in ihren entsprechenden Kammern und Verbänden, hätten
wir endlich die Möglichkeit, wirklich unsere Interessen durchzusetzen.
Der Anfang ist gemacht
Am 31.05.2003 wurde Interessenverein Freie Kulturberufe (ifk) mit
einer umfassenden Satzung gegründet.
Danach haben wir einen kleinen Schritt nach dem anderen unternommen,
um die Idee weiterzuentwickeln und umzusetzen.
Die Struktur unserer Interessenvertretung
Verein:
Der Interessenverein Freie Kulturberufe (ifk) soll später in
einen Verband gewandelt werden.
Mitglieder/Klientel:
Freie Journalisten (Print und Online), PR-Leute, Werbetexter, Fotografen,
Übersetzer, Lektoren, Autoren, Grafiker und Grafik-Designer,
Kleinkünstler ... eben alle Vertreter der Freien Kulturberufe,
die keine Arbeitnehmer sind oder arbeitnehmerähnliche Verträge
haben.
Kommissionen:
Es sollten Pools gebildet werden für Gedankenaustausch, Ideensammlung,
Problembewältigung. Aber auch Pole, die Arbeitsgruppen unterstützen
und Workshops zu speziellen Themen anbieten. (Bsp. "Tricks",
wie Auswahl der Kleidung von Frauen zu einem ersten Info-/Kunden-
/Akquisegespräch).
Sinnvoll wäre es, wenn sich die Freien verschiedener Berufsgruppen
bzw. Branchen zusammensetzten und Probleme sammelten, um den “kleinsten
gemeinsamen Nenner” zu finden. Danach kann man dann filtern,
welche Probleme alle betreffen und welche spezieller oder berufs-
branchenspezifischer Art sind. (Beispielsweise fallen Journalisten
bei Versicherungen unter die höchste Risikoklasse I. Auch erhalten
sie bei bestellten, aber nicht abgedruckten Artikeln kein Ausfallhonorar.)
Ansprechpartner:
Im gesamten Bundesgebiet gibt es mindestens eine/n Ansprechpartner/in
pro Bundesland. Auf längere Sicht: "Hauptamtliche"
Stellen für die Organisation müssten je nach Arbeitsaufwand
entsprechend personell besetzt werden. Hierzu aber noch ein wichtiger
Hinweis: Diese Leute werden nicht fest angestellt! Wir vertreten
Freie - und das soll sich auch innerhalb der Organisation widerspiegeln.
Finanzierung:
Mit einem Festbeitrag von 10 Euro pro Monat müsste sich doch
etwas auf die Beine stellen lassen.
Ehrenamtliche Mitarbeit:
Positionen innerhalb der Struktur sollten beispielsweise männlich/weiblich
quotiert sein. Aber nicht, weil wir besonders frauenrechtlerisch
gestrickt wären (ich höre schon das Stöhnen “nee,
nicht noch so eine Emanzen-Schiene ...!”), sondern weil wir
meinen, dass Frauen erstens auf Grund ihrer Biologie und Sozialisation
sich doch nicht sooo trauen, ihren Mund aufzumachen und sich zu
wehren (warum sonst werden sie immer noch schlechter bezahlt?) und
wir sie auf diese Weise zu ihrem Glück zwingen wollen. Und
weil wir zweitens der Meinung sind, dass sie - ebenfalls auf Grund
ihrer Biologie und Sozialisation - in einigen Bereichen (Organisation,
Diplomatie, Verhandlungsgeschick, softere Problemlösungen ...)
einfach besser sind. (Natürlich gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen
die Regel.) Wobei wir uns allerdings schon eine gewisse Flexibilität
vorbehalten möchten. Denn eines wollen wir in keinem Fall:
die Qualität unserer Arbeit der Quote opfern.
Verantwortung:
Wir sind uns der Verantwortung, die der Geschäftsführung
einer solchen Interessenvertretung obliegt, sehr berußt. Insofern
wollen wir mit dem uns entgegengebrachten Vertrauen auch entsprechend
würdig umgehen.
Von Freien für Freie
Arbeitslosenversicherung:
Freie sollten die Möglichkeit erhalten, eine Art Arbeitslosenversicherung
abschließen zu können. (Allein die Zahl der arbeitslosen
JournalistInnen liegt bei rund 10.000)
Rechtsschutz:
Wir haben einen eigenen Rechtsschutz – mit kurzen und unbürokratischen
Wegen. (Für Freie zählt jeder Tag, an dem kein Geld reinkommt.)
Fonds:
Wir wollen zwei Fonds einrichten, einen SOS-Fonds für schnelle
Hilfe in Krisensituationen sowie einen Renten-Fonds, der für
alle zugänglich sein soll, insbesondere aber für diejenigen,
die sonst in keiner Sozialversicherung unterkommen.
Strategien und Argumentationen
Öffentlichkeitsarbeit:
Rechtsanwälte und Richter müssen ebenso über den
Unterschied zwischen Urheberrecht und Nutzungsrecht sowie die Misere,
in der sich viele Freie Kulturberufler befinden, umfassend informiert
werden wie “Otto Normalverbraucher”.
Stereotypen müssen ausgeräumt werden: Journalisten wie
Peter Scholl-Latour, Günther Jauch, Johannes B. Kerner, ...
(analog dazu bekannte Schauspieler, Musiker, etc.) sind nicht die
Regel sondern die Ausnahme!
Sozial-politische Aufklärung dahingehend, dass in absehbarer
Zeit große Probleme auf die Gesellschaft zukommen. Denn, wenn
rund 30 Prozent der Freien Kulturberufler nicht versichert sind,
so müssen sie im Ernstfall, wie etwa bei Altersarmut, von der
Gesellschaft mitgetragen werden, beispielsweise in Form von Sozialhilfe,
die auch ein Recht auf Wohngeld und medizinische Notfallversorgung
beinhaltet.
Auch sind deutsche Richter im Medienrecht in der Regel nicht firm,
und so urteilen sie meistens zugunsten der Verlage, die durch bessere
(teurere) Anwälte vertreten werden.
Festangestellten muss klar gemacht werden, dass das Honorar eines
Freien nicht mit einem Bruttogehalt verglichen werden kann.
Zulassungskriterien für den Beruf erstellen:
Eine große Anzahl an KollegInnen hat Abitur, viele haben studiert
(und abgeschlossen). Sie sind Allrounder, müssen flexibel sein
und sich dauernd neue Kenntnisse aneignen – deshalb sind sie
oft qualifizierter als Festangestellte – was sich aber in
der Praxis leider nicht finanziell besser auswirkt. Deshalb müssen
Richtlinien für die verschiedenen Kulturberufe festgelegt werden.
Denn damit können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen
werden: Zum einen dienen sie als Argument für die Einrichtung
einer entsprechenden Gebührenordnung. Zum anderen verhindern
sie den Eintritt von schwarzen Schafen, die mit Dumping-Preisen
die Qualität in unseren Branchen senken.
Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen:
Angestrebt wird eine Zusammenarbeit mit diversen Ausbildungsstätten
(Schulen, Universitäten).
Verhandlungen mit der Politik/Regierung:
Argumentation wäre, dass erstens das jetzige "Bündnis
für Arbeit" gescheitert ist, zweitens die Vorschläge
der "Hartz-Kommission" voller Fehler steckt. Drittens
der Wirtschaftsfaktor: schließlich würde eine Gebührenordnung
bewirken, dass den Freien unserer Branche mehr Geld in die Kasse
fließt, das sie entsprechend wieder ausgeben können.
Vielleicht würden sich mit entsprechender Unterstützung
von politischer Seite auch mehr Freie zusammenschließen und
eine eigene/s Firma/Büro gründen, wenn sie nicht mehr
auf diesem (Niedriglohn-)Niveau gegeneinander konkurrieren müssten
– dann könnte jeder leben.
Eventuell wäre auch eine entsprechende Kooperation mit dem
Bundesministerium für Arbeit, oder dem Wirtschaftsministerium
möglich.
Gebührenordnung:
Freie sollen endlich das erhalten, was ihnen zusteht, ohne dass
sie darum betteln müssen.
Verhandlungen mit Institutionen über
eine Zusammenarbeit:
Nur, damit keine Missverständnisse entstehen: Wir plädieren
nicht für den Ausstieg organisierter KollegInnen aus ihrer/m
bisherigen Verband/Gewerkschaft, vor allem dann nicht, wenn sie
sich dort (noch immer) wohl fühlen. Im Gegenteil: Wir streben
eine Zusammenarbeit mit diesen Institutionen an. (Das Einzige, was
wir wollen, ist, möglichst frei und unabhängig handeln
zu können. Insofern wäre beispielsweise eine Folgemitgliedschaft
denkbar, über die es mit dem “großen Bruder”
oder der “großen Schwester” zu verhandeln gelte.)
Denn die Arbeit, die beispielsweise die IG Medien (samt den unter
ihrem Dach versammelten berufsspezifischen Verbänden sowie
der mediafon) in all den Jahren auch für die Freien geleistet
hat, ist in weiten Teilen hervorragend und unbezahlbar. Und sicher
wollen viele allein schon aus dieser Dankbarkeit heraus auch weiterhin
Mitglied im Fachbereich 08 in ver.di bleiben.
Angestrebt wird eine Zusammenarbeit mit beispielsweise:
• |
dju in ver.di (bsp. in Sachen Mittelstandsgemeinschaften
Wort und Bild) |
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• |
Fachbereich 08 (Fachgruppen aus den ehemaligen IG Medien) |
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• |
DJV |
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• |
Freelens |
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• |
Verwertungsgesellschaften VG WORT und VG BILD-KUNST |
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•
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Deutsche Werbegemeinschaft |
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• |
Schriftstellerverbänden |
|
• |
u.s.w. |
unter Berücksichtigung folgender Fragen und Aspekte:
Welche Ergebnisse wurden bereits in den einzelnen Fachbereichen
erzielt, bevor etwa die Fusion zu ver.di stattgefunden hat?
Wo könnte man ansetzen?
Möglichkeit von Doppel-/Anschlussmitgliedschaften.
mit folgenden Zielen:
Durch eine solche Zusammenarbeit könnte man/frau die Verlage
besser in die Zange nehmen (Tarife und Gebührenordnung) und
damit deren Dumping-Politik eine Grenze setzen. Nach einer gewissen
"Eingewöhnungszeit" könnte sich auch die Qualitätsfrage
ganz von allein lösen.
Internationale Zusammenarbeit
Über den eigenen Tellerrand schauen:
Einige Länder haben sich mit dem Phänomen der stetig wachsenden
Zahl von Freien – sogar politisch – bereits auseinandergesetzt
(bsp. Frankreich, Schweiz, Dänemark, Österreich). Besteht
die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit Organisationen in
diesen Ländern? (Vgl. Forschungsprojekt unter der Leitung von
Prof. Dr. Karin Gottschall, Universität Bremen, Zentrum für
Sozialpolitik)
EU-Rechtslage:
Welche EU-Richtlinien bestehen bereits? Und welche sind in Deutschland
noch nicht bekannt oder umgesetzt?
Wovon wir außerdem noch träumen ...
Eine Sache, von der wir als Journalisten vor allem träumen
ist eine Neuvergabe der Lizenzen an solche Leute, die mit Idealismus
hinter den Medien-Produkten Zeitung, Zeitschrift, Rundfunk- und
Fernsehsender stehen. Unserer Meinung nach kann es nicht angehen,
dass lediglich die wirtschaftliche Versorgung einiger weniger Familienclans
im Vordergrund stehen (Stichwort: Gründung von Tochtergesellschaften
etwa als GmbH und oder Abwanderung in Sachen Geschäftssitz
und Produktion in die ehemaligen Ostblockländer bei gleichzeitigem
Rückzug aus den Verlegerverbänden und damit dem Ausstieg
aus den tarifrechtlichen Verpflichtungen). Nicht der Gewinn sollte
an oberster Stelle stehen, sondern die Qualität der Information!
Mai 2003 |