Once upon a time...
Tja, eigentlich ist die Geschichte schnell erzählt: Nachdem
ich mich entschlossen hatte, den Journalismus zu meinem Beruf zu
machen und ich (nach einem studienbegleitenden Einführungssemester
und dem anschließenden Sprung ins kalte Wasser als freie
Mitarbeiterin bei einer Tageszeitung) schließlich mein Volontariat
begann, hörte ich, dass alle RedaktionskollegInnen im XY-Verband
organisiert waren. Also trat ich ebenfalls diesem Verein bei. Zu
Beginn war es alles ganz nett, und in einem
Fall wurde ich auch rechtlich unterstützt - bis ich anfing,
als freie Journalistin zu arbeiten: Der Geschäftsführer
des zuständigen Landesverbandes ließ mich in einer Rechtschutzsache
schlichtweg hängen, und auch der Freien-Vertreter erfüllte
seine Aufgabe nur unzureichend. Als ich aus der Not heraus dann
noch meinen Schwerpunkt immer weiter in Richtung Public Relations
verlagerte, ist es ganz übel geworden:
Den PR-Leuten wurde immer wieder hinter vorgehaltener Hand klar gemacht, dass
sie eigentlich bei den “seriösen” Berichterstattern nichts
zu suchen hätten ... Bereits damals hatte ich mit ein paar KollegInnen
die ersten Überlegungen angestellt, einen eigenen Interessenverband für
Freie zu gründen.
Doch dann eröffnete sich mir eine Alternative, zu
der ich auch kurzerhand “überlief”. Hier fühlte
ich mich sehr wohl: Dieser bunt zusammengewürfelte Haufen
aus Journalisten, Fotografen, Fernsehleuten, Schauspielern, Tänzern
und anderen Künstlern begeisterte mich total. Und auch die
Betreuung war äußerst angenehm. Bis der zweite Bruch
erfolgte: die Eingliederung dieser Interessenvertretung in einen
gigantischen Apparat. Während die Möglichkeit, nun auch
hinter die Kulissen völlig anderer Berufszweige zu blicken,
mit Sicherheit ein Gewinn für eine stets für Neues offene
Journalistin war (und ist), brachte die Umstrukturierung im Großen
und Ganzen aber dann für mich persönlich doch mehr Nach-
denn Vorteile: Die einst so kleine, familiäre und heimelige
Gemeinschaft der Kreativen wurde von der Dachorganisation völlig
entmündigt.
Plötzlich lag auch hier der Rechtsschutz (mehr als) im Argen,
die Wege wurden unendlich weit ... Ich erkannte immer deutlicher,
dass sich der Spieß umgedreht hatte: Während ich eigentlich
der besagten Organisation beigetreten war, damit diese meine Interessen
vertritt, schien ich mit meinen Beiträgen nun vielmehr die
Interessen vor allem der obersten Funktionäre zu vertreten.
Und das konnte nun wirklich nicht sein!
Zum Glück stand ich mit meinen Überlegungen nicht
alleine da. Wie sich herausstellte, ging es etlichen KollegInnen ähnlich
(siehe “Maulbox”). Also
trommelte ich die frühere “Revoluzzer”-Riege wieder
zusammen. Und diesmal zogen wir es durch: Wir gründeten den “Interessenverein
Freie Kulturberufe” (ifk). Schon die Erstellung unserer Situationsbeschreibung und
des daraus folgenden Ziele-Programms zeigte
auf, wie viel Arbeit hinter dieser ganzen Sache stecken würde
- doch wir scheuten und scheuen sie nicht. Sie bereitet auch jede
Menge Freude und Erfüllung durch die zahlreichen Zustimmungen
(siehe “Lobhudelei”). Erst recht,
weil wir auf mehr und mehr Unterstützung und tatkräftige
Hilfe von engagierten KollegInnen bauen können.
Wir, die Gründer, hoffen sehr, dass aus unserem Verein gemäß seiner Satzung eines
Tages eine wirklich schlagkräftige Institution wird, deren
Mitglieder sich nicht mehr alles gefallen lassen müssen. Im
Gegenteil, sie sollen einmal in der Lage sein, wenigstens in ihrer
Branche die Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den KollegInnen
ermöglicht, ein Leben ohne finanzielle Sorgen und Nöte
zu führen. Dafür wollen wir uns
mit all unserer Macht einsetzen.
Adriana Rossi
18.05.2003
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